Goldene Filigranbrosche ­ Schmuck aus dem Münsterland

20130917 150951

Mehr denn je war Schmuck früher eng verbunden mit der Landschaft, mit der Kleidung (Tracht), mit den landschaftlichen Gewohnheiten und anderen Äußerlichkeiten.

Ein Indiz für die Anschaffung wertvollen, historischen, Schmucks kann landwirtschaftlich begründet gewesen sein. In Gegenden mit fruchtbaren, ertragreichen Böden, wie zum Beispiel in der Soester Börde, gibt es große Höfe, auf denen wertvoller, auch antiker Schmuck zu finden ist gegenüber anderen Gegenden mit weniger ertragreichen Sandböden und (kleineren) Höfen, auf denen man nur selten wertvollen Schmuck vorfindet.

 

Um bei diesem Beispiel zu bleiben. Ahlen's Äcker haben keine hohe Bonität, was sich aber in Richtung Soest schnell ändert, wie bereits angesprochen.

Vor vielen Jahren zeigte mir eine Ahlener Dame einen von ihrer Schwiegermutter aus Dolberg geerbten Ansteckschmuck mit einem Kreuz, von dessen stilvoller Ausführung ich sehr angetan war. Meine Gedanken kreisten um die Frage, ob dieser Schmuck der westfälischen Landschaft zuzuordnen und ob diese feine Filigranausführung typisch für den Schmuck in unserer Region ist.

1978 kam das Buch "Alter bäuerlicher Schmuck" von Gislind M. Ritz auf den Markt. Dieses Buch widmet sich auch dem Filigranschmuck aus dem Münsterland mit Texten und Abbildungen und bemerkt: Das westfälische Filigran besitzt eigenen Charakter.

Im April 2013 fanden wir endlich eine prachtvolle Filigran-Brosche in Gold mit Emails aus dem Münsterland, wie er um ca. 1850 getragen wurde und bis heute noch getragen wird.

Der Brustschmuck, "Gadderken" genannt, besteht aus mehreren Teilen.

Zum Oberteil: Jeweils vier oben und vier unten aneinanderstoßende goldene Mondsicheln bilden einen Rahmen, in dem zwei tulpenförmige Blütenkelche mit je zwei Blättern ein Grundmotiv bilden.

Die sich ergebenden offenen Räume werden geschmückt mit Bögen, die beidseitig in Filigranschnörkel auslaufen. An den beiden Seiten ist je eine ovale Fassung befestigt, in deren Mitte sich auf blauem Email ein von Perlchen umringtes rotes Steinchen befindet. Im Zentrum befindet sich ein weiteres blau emailliertes Oval, geschmückt mit zwei Blütenrosetten aus Perlchen und roten Steinchen. Zwei Türkise ergänzen das Blütenensemble.

An den vier unteren Mondsicheln sind sieben Ösen angelötet, in denen links und rechts eine geprägte Eichel hängt.

Die folgenden beiden Ösen nehmen jeweils zwei goldene Erbsketten auf, die zu einem Hängekreuz führen.

Das Kreuz ohne Korpus konnte sowohl von katholischen wie auch evangelischen Frauen getragen werden.

Das Hängekreuz wird zusätzlich durch eine Öse gehalten, die an einer Mondsichel befestigt ist. Im mittleren Freiraum hängt ein plastisch geformtes Herz als Symbol der Liebe.

Das Kreuz besteht aus einer feinen Filigranarbeit. Auf die vier Balkenenden sind geriefte, hohle, spitzovale Dekore aufgelötet, wobei drei mit einer Kugel abgeschlossen werden. In der Kreuzmitte befindet sich eine blaue,
- Blau ist die Farbe der Treue - emaillierte Rotunde, umrandet von 12 weißen - Weiß ist die Farbe der Reinheit - Punkt-Emails, im Zentrum ein rotes Steinchen - Rot ist die Farbe der Liebe.

trennlinie