Die Seniorengemeinschaft und Herren aus der St. Antonius Pfarre in Rheine besuchten das Museum im Goldschmiedehaus Ahlen. Sie hatten sich einen Autobus bestellt, der sie nach Ahlen brachte und zurück nach Rheine.

Bei Werner Fischer, dem Leiter des Museums, der den Besuchern die Exponate vorstellte, kamen nach dem Besuch Erinnerungen an seine Jugendzeit auf.
Am 12. September 1944 wohnte er als Goldschmiedelehrling im ersten Lehrjahr in Münster im Jugendwohnheim Ludgeri Hof. Am frühen Abend dieses Tages wurde das Jugendwohnheim bei einem Luftangriff durch englische Flieger von Bomben getroffen und brannte völlig aus.

Uhrmachermeister Romanus Abeler, Werner Fischer's damaliger Chef, bot ihm an, ihn in seinem Haus in Münster Bogenstr. 2 aufzunehmen. Er bekam ein Zimmer unter dem Dach.
Im Oktober 1944 bei einem Luftangriff auf Münster bekam das Blumenhaus Nevels in der Reihe der münsterischen Bogenhäuser einen Volltreffer und wurde total zerstört. Dabei wurde auch das Dachgeschoß des Abeler'schen Nachbarhauses Bogenstr. 2 zerstört, in dem sich das kleine von Werner Fischer bewohnte Dachzimmer befand.

Da Goldschmiedelehrling Werner Fischer in Münster nun ausgebombt war und keine Bleibe mehr hatte, wurde er nach Rheine zur Firma Abeler, Schmuck und Uhren, Emsstraße 2 beordert, um dort seine Lehre bei Juwelier und Uhrmachermeister Heinrich Abeler fortsetzen zu können. Durch diese Maßnahme rückte er glücklicherweise näher an seinen 18 km entfernten Heimatort Hopsten, in dem seine Eltern ein schmuckes Eigenheim bewohnten, wo er nun schlafen konnte. Täglich fuhr er zunächst mit dem Postbus und nach dem Zusammenbruch des öffentlichen Verkehrs mit dem Fahrrad von Hopsten nach Rheine an der Basilika vorbei und über die Emsbrücke.

Als sich die Bombenangriffe auf die Stadt Rheine mehrten, wurde auch der Abeler Betrieb
Emsstr. 2 evakuiert. Der Laden mit einer Ladentheke fand im Schankraum einer Gaststätte an der Osnabrücker Straße seinen Platz. Es wurden dort hauptsächlich Uhren- und Schmuckreparaturen angenommen, die nach Fertigstellung dort auch abgeholt werden konnten. Die Uhrmacherwerkstatt Abeler befand sich zu diesem Zeitpunkt in Riesenbeck in der Wirtschaft Verspoel.

Wie schon erwähnt, fuhr Werner während dieser Zeit frühmorgens mit dem Fahrrad von Hopsten nach Rheine. Zuerst führte ihn sein Weg zum Annahmegeschäft für Uhren- und Schmuckreparaturen an der Osnabrücker Straße. Waren genug Reparaturen vorhanden, setzte er seinen Weg fort nach Riesenbeck in die Reparaturwerkstatt. Hier reparierte er Wecker. Am Nachmittag begab er sich mit allen fertigen Reparaturen auch von den Vortagen auf den Rückweg zur Osnabrücker Straße nach Rheine, gab das ihm anvertraute Gut dort ab und weiter ging's nach Hopsten.

Zwischen Bevergern und Riesenbeck gab es einen kleinen Höhenzug, eine von den englischen Jagdfliegern allseits einsehbare große Freifläche, also ein Jagdgebiet für feindliche Flieger, die ihre Salven auf alles sich Bewegende feuerten. In solchen brenzlichen Situationen war der Sprung in den Straßengraben die letzte Rettung, um der tödlichen Gefahr auszuweichen. Ein noch heute stehendes Kreuz mit seinem Sockel war auf dieser Strecke einmal meine Rettung. 

Hier entsteht die Frage: Sind diese Erinnerungen und Erlebnisse im Dezember 2016 - also vor mehr als 70 Jahren - noch von Interesse? Sie sollten niedergeschrieben werden in der Hoffnung, dass diese Zeiten niemals wiederkommen.   

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Sehr geehrter Herr Fischer!

Wir bedanken uns für die freundliche Aufnahmen in Ihrem Haus und den interessanten Vortrag über
die Ausstellungsstücke in Ihrem Museum und überreichen Ihnen als Andenken eine eingerahmte Fliese mit unserer Basilika.

Oktober 1989 Maria Stegemann

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