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2013-04-24 12.09.36

Ciborium, Altena, um 1930, Silber, vergoldet, gedrückt, gegossen, graviert, Bauhaus-Stil

Maße: Höhe 294 mm, Durchmesser der Cuppa 137 mm, Durchmesser des Fußes 150 mm.

Marken: Silberstempelung für Deutschland seit 1888, Rosenberg Band. 2, Firmenzeichen der Firma Rentrop, Altena, (W. Scheffler, Goldschmiede Rheinland-Westfalen, Nr.39, Abb. 111)

Ciborium mit Deckel in betont schlichter, geometrisch klarer Gestalt des Bauhaus-Stiles.

Der die glatten Flächen betonende runde Fuß gliedert sich in kantige Stufen mit variierender Tiefe. Ringförmig baut sich so der Fuß als Fundament für den sechsseitigen Schaft auf, der oben und unten kongruent ist. Er wird von einem Nodus, der verhältnismäßig hoch unter der Cuppa ansetzt, in zwei unterschiedlich lange Teile gegliedert. Der Nodus ist als runde Platte gestaltet, die an der Ober- und Unterseite einmal gestuft ist.

Die Cuppa in Halbkugelform steht im Kontrast zu den vertikalen und horizontalen Linien des Ciboriums. Die glatte Oberfläche der Cuppa ist nur mit einer Zackengravur um den Schaftansatz verziert. Bedeckt wird sie von einem Deckel, der den Aufbau des Fußes wiederholt . Als Bekrönung ist dem Deckel ein Kreuz mit Stahlen auf einer Kugel aufgeschraubt. Am unteren Rand der Kugel wiederholt sich die Zackengravur der Cuppa.

Die einfache, auf wesentliche Formen reduzierte Gestalt des Ciboriuns ist der Ausdruck eines neuen Stilempfindens, das gegenüber den traditionellen Formen einen völligen Neuansatz gestalten möchte. Die klare Linienführung des Sakralgerätes ist mehr als bloße Äußerlichkeit, sie ist das Ergebnis einer angestrebten Einfachheit, hinter der der Wille zu einer Reform des christlichen Lebens und der Liturgie steht. Die fast ornamentlose Form des Ciboriums fordert vom Betrachter geistige Kraft und lenkt seinen Blick auf das Wesentliche und Ursprüngliche der Liturgie: auf das Sich-Öffnen des Gläubigen, durch dessen aktive Teilnahme am liturgischen Geschehen sich die Gegenwart Gottes im Menschen erfüllen will. Die von der Anschauung geprägte traditionelle Ausrichtung soll sich auf diese Weise zum kreisend-zentralen Aktionsablauf formen und die "Leibhaftigkeit des Wortes" zur Erfüllung bringen. Die formale Reduzierungen des Ciboriums betont diesen Vorrang der Personen und der liturgischen Handlungen vor den Dingen und Symbolobjekten.

Literatur: Werner Fischer, Sakrale Kunst, Seite 44

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