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Die prächtige Renaissancefassade des Schwarzhäupterhauses

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Ein denkwürdiger trauriger Anlass führte eine kleine Ahlener Delegation im Juli d.J. nach Lettland zur Gedenkstätte im Wald von Bikernieki.

Die Ahlener Teilnehmer wohnten in Riga und wurden in eine Stadtführung eingebunden.

Jede Stadt hat etwas Besonderes zu bieten und der Fremdenführer kann ein Botschafter sein, der seinen Zuhörern seine einzigartige Stadt wirkungsvoll und nachhaltig vorstellt.

So auch jener Führer in Riga, der den Ort Ahlen nicht kannte, uns Westfalen jedoch der Stadt Münster zuordnete.

Auf dem Marktplatz von Riga angekommen, fiel uns Teilnehmern sofort die prächtige Fassade des Schwarzhäupterhauses auf, das lt. Erklärung des Einheimischen unsere Vorfahren, ehemalige Zunftbrüder aus Münster, im frühen Mittelalter 1334 gebaut, gestaltet und bewohnt haben.
Leider wurde bei uns Zuhörern der aufkommende Stolz gebremst durch die Mitteilung, dass im zweiten Weltkrieg 1941 bei der Einnahme Rigas durch deutsche Truppen nicht nur das Schwarzhäupterhaus zerstört, sondern auch die verbliebenen Reste aus "ideologischen" Gründen gesprengt wurden. 1948 entschlossen sich die Bürger Rigas, das Schwarzhäupterhaus orginalgetreu im historischen Stil wieder aufzubauen, so, wie sich auch die Münsteraner beim Wiederaufbau des Rathaus in Münster entschieden haben.

Im Giebel des Schwarzhäupterhauses in Riga befindet sich die astronomische Uhr mit vielen Indikationen, darunter vier Wappen deutscher Hansestädte und weitere Skulpturen, die Bezug nehmen auf ehemalige Repräsentanten sowie prächtige ins Auge fallende Bemalungen mit entsprechenden Aussagen der Geschichte des Hauses und ihrer Bewohner und ihrem Handel u.a. mit Gewürzen.

Wir meinten zunächst, dieses Haus stelle mit seiner Fassadenaussage eine Einmaligkeit dar. Oder?

22.8.1Gruppe

Nicht so prächtig und aus jüngerer Zeit zeigt sich eine Giebelhausfassade an der Ost-Westachse in Ahlen. Auf blauen Ziegeln sind im oberen Bereich folgende in Bronze gegossene und mit Feingold vergoldete Gotteshäuser dargestellt: Die Pfarrkirche in Hopsten, die Dome zu Münster, Osnabrück und Fulda, sowie der Kaiserdom zu Aachen.

Kleinere Details wie Wappen und Siegel, ebenfalls mit Feingold vergoldet, befinden sich am schmiedeeisernen Gitter der vorstehenden Kragplatte. Sie erinnern an vergangene Zeiten.

Unten im Straßenbereich sind drei bedeutende Personen dargestellt:

Adolph Kolping - Das erste Kolpinghaus in Ahlen befand sich auf diesem Grundstück

St. Eligius - Welt-Patron der Goldschmiede, französischer Goldschmied, Minister, Bischof von Noyon,

Benvenuto Cellini - Italienischer Goldschmied und Bildhauer der Renaissance.

Die Skulptur Benvenuto Cellinis wurde am 4. Juli 1989 durch Exbürgermeister Horst Jaunich enthüllt mit folgenden Worten: "Das Kunstwerk soll als sichtbares Zeichen dienen für die wichtige Aufgabe, der wir uns in Ahlen stellen müssen: Die Integration der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und die Erreichung sowie Festigung eines friedlichen Miteinanders."

Das praktizieren die Ahlener Bürger heute mehr denn je.

Dies bestätigte in diesen Tagen eine Besuchergruppe aus Lettland, die mit ihren deutschen Freunden Ahlen einen mehrtägigen Besuch abstattete. Man war ebenfalls erstaunt, welche Vielfalt das Mittelzentrum Ahlen zu bieten hat.
Am Freitag-Vormittag besuchte die lettisch-deutsche-Gruppe das Interreligiöse Museum im Goldschmiedehaus in Ahlen, wo Museumsleiter Werner Fischer anhand interessanter Uhren-Exponate des Museums über die Zeitmessung referierte.

Er überbrückte einige Sprachschwierigkeiten durch einen teils schelmischen Vortrag, weil gemeinsames Lachen das beste Fundament der Völkerverständigung ist.

Das wurde auch deutlich beim abschließenden Sektempfang, bei dem die Gäste aus Lettland zunächst lettische Lieder anstimmten. Mit den gemeinsam gesungenen deutschen Liedern: "Sah ein Knab' ein Röslein stehn" und "Kein schöner Land in dieser Zeit" klang der Vormittag aus mit der Erkenntnis, dass Ahlen eine Kulturmetropole im Münsterland ist und dass es keine Probleme in der Völkerverständigung gibt. Aus welchem Land auch immer Gäste die Stadt Ahlen besuchen, wir heißen alle herzlich willkommen.