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Stolz präsentiert Werner Fischer die Mitra, die ihm Erzbischof Erwin
Josef Ender, der mittlerweile im Vatikan lebt, zur Verfügung gestellt
hat.                                   Bild: Blum


Von unserem Redaktionsmitglied MARION BLUM

Ahlen (at). Die Mitra, die Werner Fischer mit vorsichtigen Bewegungen auspackt und auf den mit einem weißen Tuch bedeckten Tisch legt, ist etwas Besonderes. Erzbischof Erwin Ender trug sie zum ersten Mal, als Papst Johannes Paul II. ihn im April 1990 in Rom zum Bischof geweiht hat. Die Kopfbedeckung hat ihn in den folgenden 17 Jahren begleitet, unter anderem auf Auslandsreisen in den Sudan und in mehrere baltische Staaten. Nun ist sie im Museum des Goldschmiedehauses zu sehen. Dr. Erwin Josef Ender ist bis Herbst 2007 Päpstlicher Nuntius in Deutschland gewesen, also der höchste Vertreter des Vatikans. Dass der Erzbischof über eine Verbindung zu Ahlen verfügt, konnte Werner Fischer nicht ahnen, als er ihn um eine nicht mehr benutzte Mitra bat, um diese in einer Vitrine des Museums in Ahlen den Besuchern präsentieren zu können. „Mir war es wichtig, einen populären Bischof zu finden", so Werner Fischer. Um so überraschter war er über das Paket mit der großzügigen Gabe, aber auch über den Inhalt des Begleitschreibens. Der Erzbischof schrieb darin: „Die Stadt Ahlen ist mir von 1946 nicht nur ein Begriff, sondern ein konkretes Erlebnis. Denn nach unserer Vertreibung aus der Grafschaft Glatz in Oberschlesien im März jenes Jahres kamen wir zunächst in ein Aufnahmelager in Ahlen, von wo aus unserer Familie schließlich nach Seppenrade weiter vermittelt wurde."

Wie die Nachforschungen des Ahlener Goldschmiedemeisters ergeben haben, war der damals siebenjährige Erwin Ender, der mit einem Flüchtlingstreck von Schlesien nach Ahlen gelangt war, in der Brunnenfeldschule (heute Barbaraschule) untergebracht. Für Werner Fischer bietet die geschenkte Mitra, die er bei Führungen durch sein Museum präsentieren will, deshalb eine gute Gelegenheit, auf das Schicksal der Massenvertreibung aufmerksam zu machen. Die rot-goldene Kopfbedeckung hat Ender auch getragen, als er in den Flüchtlingscamps in der Wüste von Khartoum (Sudan) Gottesdienste gestaltet hat, aber auch bei seinen Missionen in den baltischen Länder und in der Tschechischen Republik.

Heute wohnen die Geschwister von Dr. Erwin Ender in Lüdinghausen. „Am Telefon erzählte er mir, dass ihn sein Weg nach Berlin zur Nuntiatur mit seinem Auto über Ahlen geführt hat, um auf die Autobahn 2 zu gelangen", berichtete Fischer. „Vielleicht habe ich später einmal Gelegenheit, die Mitra in Ahlen wiederzusehen, da ich immer wieder mal bei meinen Geschwistern in Lüdinghausen zu Gast bin", endet das Schreiben des Kirchenmannes, der jetzt in Rom lebt.

Stichwort

Nach der Vertreibung aus Schlesien nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Familie Ender eine Heimat im münsterländi-schen Lüdinghausen. Ender studierte nach dem Abitur Philosophie und Katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und der Päpstlichen Universität Gregori-ana in Rom als Priesteramtskandidat des Bistums Münster und empfing 1965 das Sakrament der Priesterweihe in Rom. Nach weiterführenden Studien in Rom wurde er 1970 an der Gregoriana zum Doktor der Theologie promoviert und trat anschließend in die Dienste des Vatikans.

Von 1970 bis 1974 nahm er Verwaltungsauf gaben wahr, 1974 wechselte er in die diplomatische Sektion, wo er bis 1990 die deutschsprachige Abteilung des Staatssekretariates leitete. Am 15. März 1990 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularerz-bischof von Germania in Numidia und spendete ihm am 5. April desselben Jahres die Bischofsweihe.

Kurz darauf entsandte er ihn als Apostolischen Delegaten in die Region Rotes Meer und ernannte ihn noch im gleichen Jahr zum Apostolischen Pro-Nuntius im Sudan. 1993 wurde Ender Apostolischer Delegat in Somalia, 1997 Apostolischer Nuntius für die baltischen Staaten Litauen, Let^and und Estland, 2001 Apostolischer Nuntius in der Tschechischen Republik. Von 2003 bis 2007 war er Apostolischer Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland.

Am 15. Oktober 2007 nahm Papst Benedikt XVI. Enders Rücktrittsgesuch vom Amt des Apostolischen Nuntius in Deutschland an..

Juni 2008

Postkarten erreichen uns aus aller Welt:
 

Mai 2008

1984 wurde das Museum im Goldschmiedehaus eröffnet mit den ständigen Präsentationen von Exponaten der christlichen sakralen Kunst wie Kelche, Monstranzen, Reliquiare, Weihrauchfässer, Evangeliare, Kreuze und Werke der Volksfrömmigkeit aus dem 15. bis 20. Jahrhundert und Exponate der historischen Zeitmessung wie Sonnen-, Sand- und Feueruhren, Spindel-, Renaissance-,Taschen-, Nacht- und Tischuhren einschließlich der dazugehörenden Gehäuse und Träger bis zu Uhrensystemen des 20. Jahrhunderts 1998 wurde das Ausstellungsangebot erweitert.

Zur ständigen öffentlichen Anschauung im Museum werden Kultgeräte aus dem jüdischen Leben gezeigt und besprochen..

Nach der überaus erfolgreichen Ausstellung 2007 „Schätze des Buddhismus" wurde im Frühjahr 2008 im Museum ein weiterer Schwerpunkt heimisch.

Aus eigenen Beständen, Geschenken, Leihgaben aber auch durch Zukäufe können die Museumsbesucher sich jetzt auch über Exponate aus dem Buddhismus informieren.

Wir sind stolz darauf, dass das Museum im Goldschmiedehaus Ahlen zu den wenigen Museen in Deutschland gehört, die sich interreligiös orientieren.

Werner Fischer Leiter des Museums

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